Ein Nest im Kornfeld

Schon stundenlang gleitet die Wiesenweihe im möwenartigen Suchflug im Thermikstrom über das Flachmoor. Hin und wieder sind ihre keckernde Rufe  auszumachen. Zu dem aschgrauen Männchen mit weißlicher, rostbraun gefleckter Unterseite und schwarzen Handschwingen, stößt das Weibchen dazu. Es ist oberseits mittelbraun und ähnelt der Kornweihe. Nun zu zweit, werden die typischen Merkmale der Wiesenweihe noch deutlicher: lange, schmale Flügel und ein kräftiger, langer Schwanz, der das leichte und gaukelnde Gleiten erst möglich macht. Im Flug werden hin und wieder Kleinvögel und größere Insekten gefangen und verspeist. Aber auch Kleinsäuger werden nicht abgelehnt. Wiesenweihen werden bis zu 46 cm groß und kommen in Agrarlandschaften und Verlandungszonen vor. Die Landstreckenzieher überwintern in Afrika. Wenn sie zurückkommen, nutzen sie gern die bereits hochstehende Wintergerste als Brutplatz. Aber dort droht Gefahr: Da die Vögel sich jedes Jahr andere Felder aussuchen, werden die Nester nicht immer entdeckt und dann versehentlich ausgemäht, so dass die noch nicht flüggen Jungvögel zu Tode kommen. Zum Glück hat der NABU gerade hier im Emsland zu Schutzmaßnahmen beigetragen. So wurden Landwirte auf die in Getreidefeldern brütenden Wiesenweihen hingewiesen, die dann die Nistplätze in der Erntesaison umfahren. Somit werden viele Wiesenweihen vor dem Mähtod geschützt. Zu den Schutzmaßnahmen gehört auch die Beringung der Jungvögel, um das Verhalten zu verfolgen.

 

Besonders wichtige deutsche Brutgebiete sind Mainfranken und die Hellwegbörde in Westfalen. Leider steht der Greifvogel auf der Roten Liste,  ist also stark gefährdet. Das liegt vor allem an der intensiven Landwirtschaft mit frühen Ernteterminen während der Nestlingsphase und auch an dem Wandel der Kulturlandschaft, wie der Zunahme von Monokulturen. 

 

Das war der erste Teil der Serie über die Greifvögel im schönen Emsland. Lassen Sie sich überraschen, welchen Greifvogel Sie beim nächsten Mal entdecken können. 

 

Ein Beitrag von Marilyn-Luise Utke

Zeichnung von Simon Sänger