„Kek-kek-kek“, „grä-grä-grä“, wenn sie diese rauen Rufe in der Esterweger Dose hören, dann kann der Wanderfalke nicht mehr weit sein - das schnellste Tier der Welt! Insbesondere das Weibchen sollte mit seiner Größe von 45 cm leicht auszumachen sein (das Männchen ist entschieden kleiner). Der Wanderfalke ist der Größte unter der Artengruppe der Falken.
Sie können ihn beinahe weltweit in jeder erdenklichen Landschaft beobachten. Nur zum Brüten zieht er sich in Steinbrüche, an steile Felswände und hohe menschliche Bauwerke zurück. So gibt es regelmäßig eine Brut am Funkturm in Meppen. Auch in Lingen und in der Grafschaft Bentheim ist der Wanderfalke zu finden.
Der Wanderfalken Experte Herr Kronemeyer aus Lingen beobachtet schon seit Jahren den Greifvogel und kennt sich sehr gut mit den Brut- und Aufenthaltsplätzen aus. Kronemeyer sagt, dass der Wanderfalke seine Brutplätze auch am Kernkraftwerk an der Schüttorfer Straße beziehe und vermutlich den Turmfalken verdrängt habe. Ab März fangen Wanderfalken wieder mit der Brut an. Die Brutzeit beträgt ca. 35 Tage. Wenn sie erstmal die ersten drei Jahre überleben, dann haben sie eine gute Chance ca. 18 Jahre alt zu werden.
Die perfekten Orte zum Jagen sind Gewässer und offene Gelände, wo sich viele andere Vögel tummeln. Wie auch andere Greifvögel hat der Wanderfalke seine besonderen Jagdtechniken. So streife dieser im Sturzflug kleinere Vögel, wobei diese aus der eigenen Flugbahn geworfen werden und abstürzen, so Kronemeyer. Da der Wanderfalke sehr ausdauernd ist, verfolgt er seine Beute so lange bis diese erschöpft.
Der Greifvogel jagt meist Haustauben, Stare, Lachmöwen und Drosseln. Somit sei der Wanderfalke in der Großstadt sehr willkommen, aber bei unserem Naturschutzgebiet Esterweger Dose sei er wahrscheinlich für den extrem niedrigen Bestand des Goldregenpfeifers verantwortlich, sagt Gerd Middendorf, erster Vorsitzender des NABU Emslandes.
Beim Sturzflug kann der Wanderfalke eine Geschwindigkeit von 322 km/h erreichen und ist somit das schnellste Tier auf der Erde! Seine hohe Fluggeschwindigkeit verdankt er seinem Körperbau: Spitze und kraftvolle Flügel mit einem verhältnismäßig kurzen Schwanz. Damit auch Sie den Wanderfalken von den anderen Falken unterscheiden können, sollten sie auf den dunklen Bartstreif, der sich von der hellen Kehle und Wangen abhebt, achten. Sein Rücken ist grau und an seiner hellen Unterseite erstreckt sich eine dunkle Querbänderung.
1960 wurde das schnellste Tier der Welt fast ausgerottet. Grund dafür war insbesondere das Gift DDT, welches sich über die Nahrungskette anreichert und die Schale der Eier, bis zum Zerbersten, verdünnt. Aber er wurde nicht nur vergiftet, sondern auch gejagt, d.h. abgeschossen, durch Fallen eingefangen und seine Nester wurden zum illegalen Handel geplündert (Aushorstung). Aber auch Kletterer stören den Wanderfalken beim Brüten.
Auf der roten Liste steht er unter „gefährdet“. Der Bestand nimmt jedoch wieder zu. Es gibt in Deutschland wieder mehr als 600 brütende Paare. Damit eine Artengruppe überleben kann, braucht es mindestens 600 Individuen.
Dazu haben umfangreiche Schutzmaßnahmen beigetragen:
Chlorierte Kohlenstoffwasserstoffe wurden im Bereich des Pflanzenschutzes verboten. Zudem gibt es schwere Strafen für illegale Aushorstungen und Abschüsse der Wanderfalken. Außerdem beobachtet, kontrolliert und optimiert der NABU Brutplätze, hinsichtlich auf Bruterfolg und Bestand der Falken.
1971 wurde der Wanderfalke zum „Vogel des Jahres“ gekürt. Zurecht, denn wir können uns viel von dem schnellsten Tier der Welt abschauen. Zum Glück ist er noch nicht ausgestorben und das kann auch so bleiben. Schärfen Sie weiterhin den Blick.
Ein Beitrag von Marilyn-Luise Utke.